Die Freiherren von Vaz waren im ausgehenden 13. und beginnenden 14. Jahrhundert das mächtigste Adelsgeschlecht im diesseitigen Oberrätien, also im heutigen
Graubünden, dem als gleichwertiger Machtkomplex nur das Hochstift Chur gegenüberstand.
Das Rautenmotiv des Wappens der Freiherren von Vaz, inklusive der Helmzier mit den zwei Schwänen, sowie die deutschen Vornamen sollen auf
süddeutsche Herkunft deuten. Die für die Einwanderung im 12./13. Jahrhundert beigebrachten Argumente einer nichträtischen Herkunft vermögen einer kritischen wissenschaftlichen Überprüfung
allerdings nicht Stand zu halten.
Auch konnte lange nicht festgestellt werden, wo sich die Stammburg der Vazer befand. Die Burg Belfort bei Brienz/Brinzauls, deren
Baureste inzwischen restauriert sind, gilt als wichtigste Burg im Albulagebiet. In Nivagl ist eine Burg urkundlich nachweisbar, welche früher als Belfort datiert wird.
Ob es sich dabei aber lediglich um den Sitz eines Dienstherrenzweiges der Vazer oder um ihren ursprünglichen Stammsitz handelte, ist nicht auszumachen.
An die Freiherren erinnern Urkunden, ihre Burgen Nivagl und Belfort, ihre Grablege in Churwalden, die
zeitgenössische Chronik des Mönchs Johnannes von Winterthur, archäologische Funde und manche Legende. Zahlreiche Historiker haben die Freiherren beschrieben, haben sie verherrlicht und
verteufelt. Vieles blieb und bleibt umstritten.
(Quelle: Dr. Jürg Muraro, Terra Grischuna, April 1979; Codesch da vaz, Vaz/Obervaz in Wort und Bild, 1993)